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Ich durfte einen Athleten in der Vorbereitung und der erfolgreichen Absolvierung des legendären Trans Madeira – einem 5‑tägigen MTB-Enduro Rennen über 220km und mit 30 Sonderprüfungen begleiten. Während Madeira mit seinen unterschiedlichen Vegetationstypen, seinen Wetterwechseln, Klimazonen und steilen Küstenflanken jedem Enduro-Fahrer schon das Maximum abverlangt, ist die Herausforderung des Mehrtagesrennens für einen Diabetiker ungleich grösser.

Die Möglichkeiten im Diabetes Management haben sich in den letzten 20 Jahren drastisch verbessert. Beispielhaft hat hier die wearable technology Einzug gehalten: ein Geldstück-grosser Sensor misst in Echtzeit den Gewebezucker (als Proxy für den Blutzucker) und sein Pendant, eine tragbare Insulinpumpe, komplettiert das fehlende Regelsystem, sodass über Ernährung, Blutzuckeranalytik und ‑regelung viel grössere Lebensqualität möglich wird.

Blutzucker – oder wie unterschiedlicher Stress auf unseren Körper wirkt

Mein Athlet verfolgt im Alltag einen anspruchsvollen Beruf mit Führungsverantwortung. Daneben sich noch adäquat auf einen Mehrtageswettkampf vorzubereiten war schwierig und erforderte ein gutes Zeitmanagement. Was wie eine Frage der Disziplin klingt, hat für den Diabetiker nochmals eine ganz andere Dimension. Stress in Form von wenig Schlaf, psychischer Anspannung im Job, langen Tagen und zum Ende noch Radtraining stellt hohe Anforderungen an die Energiebereitstellung und vor allem die adäquate Energieversorgung über den Tag.

Dies war oberste Priorität für die Vorbereitung – den Blutzucker glätten und eine konstante Energieverfügbarkeit sicherstellen hat geholfen «Stoffwechselstress» abzubauen und Ruhe ins System zu bringen. Gezielte Ernährungsanpassungen (quantitativ, qualitativ und im Mahlzeitentiming) waren hier der Schlüssel zum Erfolg.

Wettkampfverpflegung oder wie plane ich das Unplanbare?

Was uns im Vorfeld des Wettkampfs nicht klar war, sind die Gesamtumstände dieses Wettkampfs. Zwar war klar, dass beim Campieren am Strand die Erholung vielleicht nicht ganz so gut war, wie in einem ruhigen Hotel, aber dass schliesslich von früh bis spät Action war und die Athleten keine ruhige Minute hatten, war dann doch eine Überraschung. Bike Reparaturen, Materialpflege, Vor- und Nachbereitung sind neben den raren Lagerfeuermomenten mit den Kollegen aus dem Fahrerfeld eine zusätzliche Prüfung. Der exakte Kurs des Rennens war vorab nicht veröffentlicht. Somit war es sehr schwierig, den genauen Energiebedarf im Rennen zu berechnen. Stundenlange Tragpassagen oder rauschende Downhills, technische Passagen oder flowige Trails – wir mussten für alles eine Lösung haben.

Letztlich trug der Athlet immer mehr als genug Energie mit sich und konnte sich dank regelmässiger Blutzucker-Checks optimal verpflegen. Es war von unschätzbarem Wert, dass der Athlet einerseits ein sehr cooler und kontrollierter Charakter ist, aber auch entsprechend versiert mit der Dosierung von Kohlehydraten und Insulin umgehen konnte.

So war die Strategie, ein relativ hohes Anfangsniveau zu fahren und über den Tag konstant zu halten sehr gut aufgegangen. Über die gesamte Woche gabs nur einen Taucher, der schnell korrigiert werden konnte. Erstaunlich war, wie im Wochenverlauf auch immer weniger Insulingaben nötig wurden und die Energieversorgung mit den Bedürfnissen gematcht werden konnte. Ein weiterer, wichtiger Schritt war jeweils vor Bettruhe nochmals den Blutzucker zu erhöhen, um dann kontrolliert und gut schlafen zu können.

Der Athlet hat sein Ziel, stark zu finishen perfekt erreicht. Die Verpflegung unter erschwerten Bedingungen hat optimal geklappt. Ein genialer Nebeneffekt des Ganzen ist, dass der Athlet seinen Körper unter extremen Bedingungen besser kennengelernt hat und daraus viel Sicherheit und Erfahrung mitnimmt, die ihm auch im Alltag helfen werden.

Dieses Projekt war für mich super spannend und schön, jemanden unter diesen Bedingungen auf dem Weg an ein grosses Ziel unterstützen zu können.

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Dani Hofstetter –
Performance Nutrition

Master of Food Science ETH,
Ernährungsberater und
Langdistanz-Triathlon Weltmeister

+41 76 580 16 17
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