Der Reiz des Superlativs
Die britische Bergsteiger-Legende George Leigh Mallory, beim Versuch der Erstbesteigung des Mount Everests 1924 leider gestorben, sagte auf die Frage, weshalb er diesen Berg besteigen wolle: «because it is there!» Ähnlich kurz und überzeugend ist die Antwort vom Ultra-Cyclist Rafael Wyss auf die Frage, was ihn an den Start des härtesten und längsten Radrennens der Welt treibt: «Will’s geil isch!»
Rafael Wyss hat den Kopf und den Körper für die ganz verrückten Ausdauerprüfungen. Nach 300km vermag er immer noch drei Schippen draufzulegen und wenn bei den meisten die zweifelnden Stimmen im Kopf den Schmerz in den Beinen potenzieren, lächelt er noch immer frech und frisch. Schon etliche Male hat er diese Stärke als Solo-Tortour-Podest Fahrer (in der Schweiz und auf Mallorca) bewiesen. Diesen Sommer jedoch wird auch für ihn ein ganz spezielles Abenteuer werden: Rafi startet am Red Bull Transsiberian Extreme – einem Radrennen in 15 Etappen von Moskau nach Vladivostokläppische 9105 km.…in 25 Tagen!!! Das macht es zum längsten und härtesten Radrennen der Welt.
Eisern der Eisenbahn entlang
Entlang der Route der legendären Transsibirischen Eisenbahn durchqueren die Teilnehmer acht Zeitzonen und fünf Klimazonen. Temperaturen von 0 bis 40 Grad Celsius, Wind, Regen und teilweise abenteuerliche Strassenbedingungen und Verkehr erschweren die unmenschliche Prüfung zusätzlich. Der österreichische Energy Drink Hersteller Red Bull macht seinem Ruf alle Ehre mit diesem Rennen der Superlative. Jeder Fahrer hat einen Begleit-Van, der Tross wird von Mechanikern, Catering-Trucks, Dolmetschern, Ärzten und Physios begleitet.
Wo die Wissenschaft an ihre Grenzen stösst, beginnt der Spass
Seit etwas mehr als einem Jahr gestalte ich für Rafael den Ernährungsteil des Projekts. Während die Zielsetzung und Massnahmen in der Vorbereitung aus Ernährungssicht klar sind, ist das Aufregende daran, dass für eine so verrückten Wettkampf in der Forschung kaum Erfahrungswerte bestehen. Die Wissenschaft stösst hier an ihre Grenzen, weil man eine so immense Belastung weder simulieren, noch modellieren kann. Ich habe mich mit den arriviertesten Experten der Sporternährung ausgetauscht und wenn so klingende Namen wie Prof. Louise Burke, Dr. James Morton und Prof. Ron Maughan auch nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, dann wird’s spannend.
Grössere Umfänge und «train the gut»
Aktuell fahren wir blockweise den Umfang im Training hoch und probieren verschiedene Ernährungsstrategien: welche Produkte, welche Zufuhrmengen werden toleriert und wie kann die Regeneration zwischen zwei langen Tagen im Sattel optimiert werden. Es ist eine grosse Hilfe, dass wir dabei auf die Erfahrung und Produkte der Firma Sponser zählen dürfen. Bei einem so umfangreichen Pensum ist es für einen berufstätigen Athleten eine weitere Herausforderung die täglich Energiemenge von 30008000 kcal zu bewältigen, um nicht in eine Energiedefizit abzugleiten und den Formaufbau zu torpedieren.
Durch eine gezielte Periodisierung der Nährstoffverfügbarkeit werden die Ausdauerreize des Radtrainings potenziert und parallel dazu wird der Darm darauf vorbereitet, grosse Energiemengen unter Belastung aufnehmen zu können.
Weitere Updates zu diesem spannenden Projekt werden in diesem Blog erscheinen.
Foto Credit: Red Bull Trans-Siberian Extreme; Rafael Wyss