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Text: Tobi­as Mül­ler, Sonntagszeitung

In der Welt des Aus­dau­er­sports war die­ser Name in den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren all­ge­gen­wär­tig und ver­sprach Wun­der: Maur­ten. Der Koh­len­hy­drat­lie­fe­rant in Getränk- und Gel-Form wur­de als revo­lu­tio­när beti­telt. Und sah man die Erfol­ge der von der Mar­ke gespon­ser­ten Pro­fi­ath­le­ten, konn­ten man wirk­lich auf den Gedan­ken kom­men, dass es sich hier­bei um ein neu­es Zau­ber­mit­tel auf dem Markt han­delt: Der kenia­ni­sche Mara­thon­läu­fer Eliud Kip­cho­ge trank wäh­rend des Ber­lin Mara­thons 2018 das Maur­ten-Getränk und unter­bot den Welt­re­kord um über eine Minu­te. Der Tri­ath­let Kris­ti­an Blum­men­felt kon­su­mier­te die kleb­ri­gen Gels wäh­rend des Iron­man in St. Geor­ge und krön­te sich zum Welt­meis­ter. Und vie­le wei­te­re Spit­zen­ath­le­tin­nen und Ath­le­ten schwör­ten und schwö­ren auf die Wir­kung des Produkts.

Anders als bei her­kömm­li­chen Ener­gie­lie­fe­ran­ten kön­nen durch die spe­zi­el­le Rezep­tur von Maur­ten mehr Koh­len­hy­dra­te pro Stun­de auf­ge­nom­men wer­den. Mit einem aus­ge­klü­gel­ten Ver­hält­nis von Glu­ko­se und Fruc­to­se sowie dem Zusatz von Kal­zi­um­kar­bo­nat und Algi­nat sol­len weni­ger Unver­träg­lich­kei­ten und Magen­pro­ble­me beim Sport auf­tre­ten. Mit Maur­ten kön­nen es die Sport­ler also nicht nur län­ger, son­dern auch bes­ser – und dabei wer­den Rekor­de gebro­chen und Welt­meis­ter­ti­tel errun­gen. So immer­hin die Erzählung.

Doch der Beweis, dass mit die­sem neu­ar­ti­gen Pro­dukt Rad­fah­rer län­ger stram­peln und Lang­läu­fer schnel­ler ins Ziel kom­men, blieb lan­ge aus. Etli­che Stu­di­en zeig­ten kei­ne signi­fi­kan­ten Unter­schie­de zwi­schen her­kömm­li­chen Koh­len­hy­drat­pro­duk­ten und Maur­ten. Erst im Som­mer 2021 konn­ten in einer eng­li­schen (und unab­hän­gi­gen) Unter­su­chung erst­mals kla­re Vor­tei­le der Maur­ten-Pro­duk­te auf­ge­zeigt werden.

Die Wis­sen­schaft­ler der Uni­ver­si­tät von Leeds lies­sen elf gut trai­nier­te Läu­fer wäh­rend zwei Stun­den bei hoher Inten­si­tät ren­nen, ehe sie im Anschluss einen 5‑Ki­lo­me­ter-Lauf am Maxi­mum absol­vie­ren muss­ten. Die­ses Pro­ze­de­re absol­vier­te jeder Ath­let drei­mal, ein­mal ver­pfleg­ten sie sich mit den Maur­ten-Pro­duk­ten, ein­mal mit einem her­kömm­li­chen Koh­len­hy­drat­ge­tränk und ein­mal mit einem Pla­ce­bo. Mit Maur­ten rann­ten die Pro­ban­den den abschlies­sen­den 5‑Ki­lo­me­ter-Lauf 7,6 Pro­zent schnel­ler als mit dem Pla­ce­bo, und 2,1 Pro­zent schnel­ler als mit dem nor­ma­len Sport­ge­tränk. Also funk­tio­niert Maur­ten doch bes­ser, trotz der zuvor etli­chen Stu­di­en, die kei­nen posi­ti­ven Effekt zei­gen konnten?

Dani­el Hof­stet­ter ist aus­ge­bil­de­ter Sport-Ernäh­rungs­exper­te, er berät unter ande­rem Rad­fah­rer, Tri­ath­le­ten und diver­se Team­sport­ler auf Pro­fi-Ebe­ne wie auch ambi­tio­nier­te Brei­ten­sport­ler. Er möch­te der einen posi­ti­ven Stu­die aus Eng­land nicht zu viel Gewicht geben, er sagt: “Was vie­le Stu­di­en zei­gen konn­ten, ist, dass mit Maur­ten-Pro­duk­ten tat­säch­lich mehr Koh­len­hy­dra­te pro Stun­de kon­su­miert wer­den konn­ten als mit ande­ren Mar­ken. Nur: Wird dadurch tat­säch­lich auch mehr Ener­gie vom Kör­per absor­biert und für die sport­li­che Leis­tung ver­wen­det? Das konn­te in einer Mehr­zahl der Stu­di­en nicht gezeigt wer­den, obwohl das ja ent­schei­dend wäre.”

Hof­stet­ter fin­det die Ent­wick­lung, dass neue Rezep­tu­ren und dif­fe­ren­zier­te Metho­den bei der Her­stel­lung von Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln aus­pro­biert wer­den, posi­tiv. Und ihm gefällt der Ansatz, den Maur­ten ver­folgt. Doch als Wun­der­mit­tel, das die Best­zei­ten pur­zeln lässt, wür­de er das schwe­di­sche Pro­dukt nicht bezeich­nen. Hof­stet­ter sagt: “Wenn ein Sport­ler in Wett­kämp­fen immer wie­der mit Magen­pro­ble­men zu kämp­fen hat, dann kann die­ses Pro­dukt viel­leicht hel­fen. Aber die meis­ten Stu­di­en haben in den letz­ten Jah­ren klar gezeigt, dass Maur­ten kei­ne Vor­tei­le bringt.”

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Dani Hof­stet­ter –
Per­for­mance Nutrition

Mas­ter of Food Sci­ence ETH,
Ernäh­rungs­be­ra­ter und
Lang­di­stanz-Tri­ath­lon Weltmeister

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